Sonntag, 28. Februar 2021

*Rezension* Krone der Welt von Sabine Weiß

 Allgemein

Titel: Krone der Welt
Autor: Sabine Weiß
Verlag: Bastei Lübbe
erschienen: 21.12.20
Genre: Historischer Roman
Seiten: 685
ISBN: 978-3404183074
Preis: 12,90 €





Inhalt

Ein großer Historischer Roman über den Ausbau Amsterdams zur Weltmetropole, über Liebe und Hass und den Drang, die Welt zu einem besseren Ort zu machen
Vincent will als Architekt prächtige Stadthäuser bauen. Ruben sehnt sich nach Abenteuern auf hoher See. Betje ist eine begnadete Köchin. Zusammen sind die Geschwister in Amsterdam gestrandet, einem Ort der märchenhaften Möglichkeiten. Doch es ist auch die Zeit der großen Auseinandersetzungen. Katholiken und Calvinisten streiten um den rechten Glauben, Engländer und Spanier um den Einfluss auf das Land am Meer, Kaufleute um die wirtschaftliche Macht. Können sich die Geschwister in dieser schwierigen Situation behaupten?
Folgen Sie Sabine Weiß’ Helden ins spannende 16. Jahrhundert, und erleben Sie Amsterdam, wie Sie es noch nie gesehen haben!

Meine Meinung

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. In meinen Augen zeichnet es sich vor allem durch die komplexe Darstellung der damaligen Welt aus den verschiedensten Perspektiven aus.

Die Geschichte wird von einem Er-Erzähler erzählt, welcher die verschiedensten Personen begleitet. Es gibt häufig Perspektivwechsel, sodass man nicht einer einzelner Person folgt, sondern sehr viele verschiedene begleitet, vom der einfachen Dienstmagd bis zur Königin.
Das Hauptaugenmerk liegt auf den drei Aardzoon-Geschwistern Vincent, Ruben und Betje. Man begleitet die drei, die vom Charakter her unterschiedlicher nicht sein könnten, gut 30 Jahre lang, von Kindesbeinen an. Vincent ist der älteste und geht bereits kurz nach dem Tod seines Vaters in die Lehre eines Ingenieurs und wird anschließend Maurer und Architekt. Ruben hingegen ist ein deutlich unruhigerer Charakter, den es hinaus auf die Meere und nach Indien und in die neue Welt zieht. Betje als jüngste der drei bleibt am längsten in der Obhut des Waisenhauses, wo sie auch das Kochen für sich entdeckt.
Zu Beginn wird auch aus der Sicht von Wim Aardzoon, dem Vater der drei, erzählt, der als Zimmerer und Festungsbauer arbeitet und eng mit Federigo Giambelli, einem angesehenen Ingenieur, zusammenarbeitet und auch befreundet ist. Giambelli ist es, der Vincent nach dem Tod seines Vaters in die Lehre nimmt.
Aletta van Vleet ist die Tochter eines katholischen Kaufmannes und als solche bestrebt, die Menschen, vor allem Waisenkinder, wieder für den "rechten" Glauben zu gewinnen. Sie freundet sich mit Betje an und empfindet auch etwas mehr für Vincent nach anfänglichen Schwierigkeiten. Das Bestreben, alle für den Katholizismus zu gewinnen, teilt sie mit ihrem Vater Aldo van Vleet, der nichts unversucht lässt, die protestantischen Kaufleute zu behindern und die Spanier im Krieg zu unterstützen.
Lazarus ist ein katholischer niederländischer Landadeliger und dient in der spanischen Armee, welche die Niederlande zu erobern versucht. Er hat einen sehr skrupellosen, grausamen und ehrgeizigen Charakter und sucht ständig nach Möglichkeiten, sich zu beweisen und in der Armee aufzusteigen. Diego ist ein spanischer Edelmann, der ebenfalls in der spanischen Armee dient. Er ist eher schüchtern und leidet sehr unter Lazarus.
Nathan dient als Gehilfe verschiedener Gesandter und Gelehrter. Als solcher bekommt man durch ihn viele der wichtigen politischen Geschehnisse in England und den Niederlanden mit.
Im späteren Verlauf wird auch die Malerin Sandrine eingeführt, die für einen Buchdrucker als Illustratorin arbeitet und davon träumt, als unabhängige Malerin leben zu können.
Als Königinnen bzw. Regentinnen kommen sowohl die englische Königin Elisabeth I. als auch Infanta Isabella von Spanien zu Wort.
Die Figuren wirken auf mich sehr lebendig und machen alle eine Entwicklung durch, manche stärker als andere, mal ins Positive, mal ins Negative. Sie haben alle ihre Stärken und Schwächen, welche ich gut ausgearbeitet fand. Insgesamt bekommt man eine Bandbreite verschiedenster Sichtweiten präsentiert, die teilweise sehr stark kollidieren.

Das Geschehen spielt in der Zeit zwischen 1585 und 1618. Insgesamt wirkt der geschichtliche Hintergrund sehr detailreich und gut recherchiert. Es beginnt mit der Eroberung Antwerpens durch die Spanier und der Vertreibung der dort lebenden Protestanten, zu denen auch die Familie Aardzoon gehört. Im Laufe der Zeit ist der Leser Teil des Krieges Spaniens gegen England und die Niederlande, reist mit den niederländischen Schiffen nach Indien, erlebt politische Verstrickungen ebenso wie die Sorgen der "kleinen" Leute, die auch sehr stark durch die Beengtheit Amsterdams geprägt sind. Darauf aufbauend geht es auch sehr stark um die bauliche Entwicklung Amsterdams und seine Entwicklung zu einer den Handel dominierenden Weltmetropole.

Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt auf der Rivalität zwischen Katholiken und Protestanten. Diese wird vor allem durch den Konflikt zwischen dem katholischen Spanien und den protestantischen England und Niederlanden repräsentiert. Er setzt sich allerdings auch im kleinen fort. Die eine Seite gönnt der anderen nichts. Und dennoch bekommt man ein Gefühl von Glaubensfreiheit, denn zumindest in Amsterdam herrscht die Gewissensfreiheit, welche es erlaubt, zumindest in den eigenen vier Wänden dem Glauben nachzugehen, den man möchte. Das ist einer der Gründe, warum Amsterdam auf mich so fortschrittlich im Vergleich zu anderen Ländern dieser Zeit wirkt. 

Ich fand das Buch sehr spannend. Gerade durch die ständigen Sicht- und damit verbunden auch häufig Ortswechsel wird die Spannung sehr hoch gehalten. Meistens erfolgt der Wechsel, wenn man unbedingt mehr über die vorherige Person erfahren möchte. Allerdings hätte ich mir zwischendrin mehr Szenen aus der Sicht von Betje und vor allem Ruben gewünscht.

Der Schreibstil war flüssig und detailreich. Er hat das Geschehen gut eingekleidet und einen Mantel für eine unglaublich spannende Geschichte geliefert. Für mich war er genau passend, vor allem auch in seinen kleinen, aber feinen Unterschieden zwischen den einzelnen Perspektiven. Es waren viele niederländische Worte eingebaut, die sich aber durch den Zusammenhang ergaben oder netterweise durch das Glossar erklärt wurden.

Insgesamt fand ich das Buch sehr spannend und aufschlussreich. Es war eine schöne Reise in die Vergangenheit Amsterdams, der Niederlande und Europas, die mich vieles gelehrt hat. Von mir gibt es:
5 von 5 Sternen
⇨Vielen Dank an den Verlag für das Bereitstellen dieses Rezensionsexemplars!⇦

Damit verabschiede ich mich für heute von euch. Schreibt mir gerne in die Kommentare, wie ihr diese Rezension fandet und ob ihr Verbesserungsvorschläge habt. Bis zu nächsten Mal und vergesst nicht: Lest schön!
Eure Shannon

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