Freitag, 4. September 2020

Writing Friday #1 Die Zeit heilt keine Wunden



Hallo ihr Lieben!
Ich schreibe ja immer, dass ich selbst auch Geschichten schreibe. Da trifft es sich sehr gut, dass ich bei "read books and fall in love" über den #WritingFriday gestolpert bin. Das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Da heute der erste Freitag im September ist, gab es heute neue Aufgaben, an denen ich mich auch versuchen möchte.

Die Regeln im Überblick


- Am Freitag wird veröffentlicht
- Wählt aus einem der vorgegeben Schreibthemen
- Schreibt eine Geschichte / ein Gedicht / ein paar Zeilen – egal Hauptsache ihr übt
  euer kreatives Schreiben
- Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
- Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten
  durch!
- Habt Spass und versucht voneinander zu lernen

Schreibthemen September


- Stelle uns ein Buch vor, dass dich an den Herbst erinnert oder eine Geschichte
  erzählt, die im Herbst spielt.
- Eine Kräuterhexe mixt einen besonderen Tee, für wen ist dieser und welche
  magische Wirkung hat er? Verpacke das Ganze in eine kleine Geschichte.
- Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter mit ein:  Laub, kühl,
  Gesund, Beeren, Vorfreude
- Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz “Von Natur aus war Lara eigentlich nicht
  so, doch…” beginnt.
- Der uralte Baum im Park soll gefällt werden, wie verhinderst du das?

Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz “Von Natur aus war Lara eigentlich nicht so, doch…” beginnt.


Die Zeit heilt keine Wunden

Von Natur aus war Lara eigentlich nicht so, doch jetzt konnte sie nicht anders. Sie zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Der Fernseher lief noch, doch sie achtete nicht mehr darauf. Was sie bisher gehört hatte, reichte vollkommen aus. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie sie zu Fäusten ballen musste, um wenigstens noch ein kleines bisschen die Kontrolle zu behalten.
"Ganz ruhig", sagte sie zu sich selbst. "Es ist alles gut. Du brauchst keine Angst zu haben. Nicht mehr. Es ist vorbei. Beruhige dich. Es ist alles okay." Es war ihr Mantra, dass sie sich all die Jahre immer wieder in Erinnerung gerufen hatte. All die Jahre seit jener Nacht, die sie um jeden Preis vergessen wollte und die sich ihr doch mit jedem einzelnen Detail ins Gehirn eingebrannt hatte. Sie atmete mehrmals tief durch. Er konnte nicht wissen, wo sie war, wie sie jetzt aussah oder welchen Namen sie heute benutzte. Jener Mann, dessen Bild im Fernsehen sie so zu Tode erschreckt hatte. Er war frei. Er war wirklich wieder frei. Dieses Monster war frei.
Sie versuchte noch immer, dass Zittern ihrer Hände zu unterdrücken, als sie zum Telefon griff und eine Nummer wählte. Es läutete zweimal, ehe abgehoben wurde.
"Hallo?" erklang es vom anderen Ende der Leitung.
Laras Stimme war erstaunlich ruhig, als sie sagte: "Melanie, hast du die Nachrichten gesehen?"
"Nein, was ist denn passiert?"
Nun konnte Lara das Zittern nicht länger aus ihrer Stimme heraushalten. "Er ist draußen. Die haben dieses verdammt Arschloch wieder freigelassen."
Stille am anderen Ende der Leitung. Dann: "Der Typ, der dich vergewaltigt und deine Schwester entführt hat?"
Lara traten Tränen in die Augen. "Ja, genau der."
"Was? Aber wieso das denn?" Die Empörung und Angst war Melanie deutlich anzuhören.
"Ich weiß nicht. Im Fernsehen haben sie nur etwas von Prozessfehler gesagt und dass die Anwälte das Urteil anfechten werden. Aber so lange ist er erst einmal frei. Melanie, ich habe Angst. Was ist, wenn er mich findet?"
"Kannst du da weg? Zu irgendjemanden, der dich beschützen kann? Ein Freund, dem du vertraust? Hast du schon die Polizei gefragt oder deine und Majas Anwältin, Frau Ford? Vielleicht können sie dir helfen."
Lara nickte, auch wenn Melanie das nicht sehen konnte. "Ja, ich werde sie gleich mal anrufen. Und bei Tom schlafen."
"Gut." Melanie klang erleichtert. "Ruf mich heute Abend unbedingt wieder an. Und morgen früh auch. Ich muss wissen, dass es dir gut geht."
"Ja, das mache ich. Bis dann. Und danke, Melanie. Ich hab dich lieb."
"Ich dich auch. Bis später." Dann legte sie auf.
Lara atmete kurz durch, ehe sie Frau Fords Nummer wählte. Eine Assistentin antwortete, stellte sie aber sofort zur Anwältin durch, als sie hörte wer Lara war und worum es ging. Frau Ford antwortete innerhalb weniger Sekunden.
"Lara, es tut mir so Leid. Ich hätte dich vorwarnen müssen, aber ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommt. Es tut mir so Leid. Ich werde alles tun, damit er wieder hinter Schloss und Riegel wandert, wie es sich gehört. Aber das wird leider etwas dauern. Solange kann ich dir nur raten, dich an die Polizei zu wenden und sie um Zeugenschutz zu bitten."
"In Ordnung. Danke. Ich mache mich gleich auf den Weg. Vielen Dank für ihre Hilfe, Frau Ford."
"Aber natürlich. Das ist doch selbstverständlich nach allem, was passiert ist."
Nach diesem kurzen Gespräch packte Lara ihre Handtasche und machte sich auf den Weg zur nächsten Polizeiwache. Wie gefährlich und dumm das war, kam ihr gar nicht in den Sinn. Sie war so konzentriert auf den Weg und ihre Angst, dass sie den Schatten nicht bemerkte, der kurz hinter ihr auftauchte und ihr folgte. Sie verschwendete keinen Gedanken daran, dass der Weg, den sie gewählt hatte, sie durch mehrere unbelebte Nebenstraßen führte. Sie wollte einfach nur auf schnellstem Weg zur Polizei. Sie dachte nicht einmal daran, wie unverantwortlich es von ihrer Anwältin gewesen war, ihr nichts über das wieder aufgenommene Verfahren zu erzählen. Sie versuchte einfach gar nichts zu denken, ihren Kopf frei zu bekommen und sich auf das zu konzentrieren, was sie jetzt tun musste.
Plötzlich schob sich eine behandschuhte Hand über ihren Mund. "Hab ich dich", raunte ihr eine tiefe, aalglatte Stimme ins Ohr, die hätte attraktiv sein können, wenn es nicht die eine Stimme wäre, die sie nie vergessen würde vergessen können und die sie vor Angst erstarren ließ. 'Vorbei', war das einzige, was sie zwischen all der Angst denken konnte, ehe sie die Kälte eines Messers in ihrem Hals spürte und gar nichts mehr denken konnte.

Damit verabschiede ich mich für heute von euch. Schreibt mir gerne in die Kommentare, wie ihr meine kleine Geschichte findet. Ich bin offen für Kritik, nehme aber natürlich auch gerne Lob an. Hier geht es zu Mutterschiff bei "read books and fall in love". Bis zum nächsten Mal und vergesst nicht: Lest schön!
Eure Shannon

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