Montag, 12. Oktober 2020

Montagsfrage #32

 

Ist die Zukunft der Buchmessen online?


Zuerst einmal möchte ich festhalten, dass ich es eine mehr als nur gute Idee finde, die nächste Zeit auf online umzustellen und die Buchmesse nicht vor Ort stattfinden zu lassen. Nicht nur, weil es auch für mich deutlich bequemer ist. Und ich möchte auch auf die Onlinemesse dieses Jahr keinesfalls verzichten und freue mich schon riesig auf die kommende Woche. Allerdings denke ich nicht, dass die Buchmessen in Zukunft immer online stattfinden werden. Und das hat ganz verschiedene Gründe.
Zum einen wären da die Veranstalter. Vermieter, Standbauer, Küchenpersonal, Angestellte der Messehallen, sie alle sind darauf angewiesen, dass Messe vor Ort stattfinden. Bei Onlineveranstaltungen fällt ihre Arbeit komplett weg. Es hängt zwar nicht nur von der Buchmesse ab, aber sollten Messen in Zukunft nur noch online stattfinden, wären alle diese Menschen auf kurz oder lang ihre Jobs los. Nicht zu vergessen Frankfurt und Leipzig selbst, die von den Touristenscharen mehr als nur profitieren.
Auf der anderen Seite sind da die Verlage. Zwar können sie durch Onlineveranstaltungen einige Dinge präsentieren, aber das ist kein Vergleich zu Millionen von Besuchern vor Ort. Denn nach wie vor gibt es viele verschiedene Plattformen, auf denen die FBM dieses Jahr stattfindet, allen voran Instagram und die Website der FBM. Doch letzten Endes sind Zeit und Raum begrenzter als sonst und es können deutlich weniger Bücher, Autoren etc. präsentiert werden. Das mag zwar jetzt etwas widersprüchlich klingen, aber während auf der Messe die Verlage an vielen verschiedenen Orten gleichzeitig präsent sein können, ist es bei Instagram letzten Endes nur ein Account und nur eine Lesung kann gleichzeitig stattfinden, während es sonst vielleicht viele verschiedene gleichzeitig sind. Außerdem fallen auch Absätze weg. Während man auf der Messe den einen oder anderen Zufallsfund macht und einfach mitnimmt, denke ich, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich online etwas ansieht und es dann noch separat bestellt, vermutlich deutlich geringer. Zumal man dann auch größtenteils nicht beim Verlag selbst kauft, sondern auf Onlinehändler umsteigt. Vor allem aber werden die kleinen Verlage und Selfpublisher unter der Onlinemesse leiden. Gerade sie profitieren sehr stark vom zufällig entdeckt werden. Aber online weiß man ziemlich genau, was man möchte, oder schränkt die Auswahl schon allein durch die Kanäle, denen man folgt, da man von ihnen schon einmal etwas gehört hat, deutlich ein. Kleine Verlage haben einfach nicht die Reichweite, um online mithalten zu können, und ihre Umsätze durch das zufällig vorbeikommen fallen fast vollständig weg. Ich bin mir fast sicher, dass in diesem Jahr, nach der zweiten vor Ort weggefallenen Messe viele Klein- und Kleinstverlage werden aufgeben müssen. Es gibt einige Verlage, die ich zufällig bei der Messe entdeckt und vorher noch nie etwas von gehört hatte, darunter auch mein Lieblingsverlag, der Drachenmondverlag. Hätte die Messe schon immer so wie jetzt online stattgefunden, hätte ich diesen Verlag wohl nie für mich entdecken können. 
Die letzte beteiligte Gruppe sind die Besucher. Ich bin kein großer Fan von großen Menschenmassen oder langem Herumlaufen und-stehen. Aber auf die Buchmesse, die ja all das mit sich bringt, würde ich um nichts in der Welt verzichten wollen. Es sind vor allem die Zufallsfunde und die zufälligen oder geplanten Begegnungen mit tollen Menschen. Wenn ich die Wahl hätte, mir online eine Lesung meines Lieblingsautors anzuhören oder ihn live zu treffen, mit ihm zu reden, vielleicht ein Foto machen zu lassen und mir natürlich alle seine Bücher signieren zu lassen, die ich extra mitgebracht habe, müsste ich nicht lange überlegen, was ich möchte. Und ich denke, dass geht nicht nur mir so. Auch anderen Buchbegeisterten und vor allem den Autoren gibt das Miteinander sehr viel. Auf der Messe ist man gemeinsam, aber online sitzt man letzten Endes doch alleine da, nur begleitet von Computer und Handy. Zumal man sich für die Messe vor Ort die Zeit nimmt und sich einen oder mehrere Tage einfach alles nur um Bücher und die Liebe zum Lesen dreht. Zuhause hat man immer noch fünfzig andere Dinge gleichzeitig zu tun. Es ist einfach nicht dasselbe.
Zumal ich auch zu bedenken geben möchte, dass es begleitend zur Messe vor Ort schon seit Jahren immer auch eine Onlinemesse gibt, auch wenn die meisten, so wie ich, vermutlich bis zum März noch nie etwas davon gehört haben. 
Mein Fazit also: Ich denke, Online als Begleitveranstaltung wird mehr in den Fokus rücken, aber es wird eine Messe vor Ort nicht ersetzen können. Es wäre niemandem damit gedient, nur noch Onlinemessen zu haben.

Wie steht ihr zu diesem Thema? Schreibt es mir gerne in die Kommentare. Hier geht es zum Mutterschiff bei Lauter&Leise. Bis zum nächsten Mal und vergesst nicht: Lest schön!
Eure Shannon

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